Nugget

Eine Stute ohne Namen. 

Ich fuhr mit meinem Mann ein paar mal einen Weg, den wir sonst nie fuhren, dabei viel mir jedes mal eine Stute und ihr schon erwachsendes Fohlen auf. Sie standen auf einer großen Wiese mit Kühen zusammen.  Beim dritten Mal bat ich meinen Mann anzuhalten um sie mir genauer anschauen zu können, diesmal stand sie nah an der Zäunung zum Weg. Er hielt an und ich stieg aus und ging zu ihr. Sie war nicht im besten Zustand, verängstigt und voller Zecken. Aber dennoch hatte sie etwas, was mich an eine Stute erinnerte, die ich früher hatte. Ihre Augen sprachen Bände und ihr Verhalten war ablehnend mir gegenüber. Als ich wieder im Auto sass und wir weiterfuhren, fragte ich meinen Mann ob sie wohl zu verkaufen wäre und ob man sie sich leisten könnte. Wir suchten noch nach einem Pferd, damit Apache nicht mehr so alleine war. Er hatte zu der Zeit nur Ziegen als Begleiter. Mein Mann meinte das man ja mal fragen könne, was wir am nächsten Tag auch machten. Der Besitzer war ein Arzt, der sie als Anlagegeschäft zur Zucht von Rennpferden gekauft hatte. Der Erfolg blieb beim Rennen aus und so landete sie bei den Kühen. Er war willig sie zu verkaufen und verlangte umgerechnet 515 Euro ohne Papiere für sie. Ich war begeistert, die Papiere waren mir eh egal und so beschlossen wir, sie am nächsten Tag abzuholen. Da es nur eine halbe Stunde entfernt von unserem Zuhause war, wollte ich sie einfach nachhause reiten. Man widersprach mir und sagte man müsse sie mit dem Lasso einfangen und dann würde man sie mit drei Leuten zu uns bringen, ich lehnte freundlich ab. Wie gesagt so getan. Am nächsten Morgen packte ich Sattel und Zaum ins Auto, mein Mann fuhr uns zum Grundstück wo die Stute stand und wir bezahlten das Pferd. Da niemand an die bis dahin Namenlose Stute näher heran kam, wurde sie mit dem Lasso eingefangen und mir übergeben. Alle anwesenden hielten mich für verrückt, als ich den Sattel aus dem Auto holte und ihn ihr auf den Rücken legte und ihr die Trense anzog. Während alle noch mit meinem Mann am diskutieren waren, das ich die Stute niemals bis nach Hause reiten könne, war ich schon aufgestiegen und auf dem Weg aus dem Tor. :)  Sie tippelte, war unruhig, aber doch irgendwie willig zum wegreiten. Also machten wir uns auf den Weg. Nach ca. 1 km kam die erste Hürde die ihr Angst machte, eine kleine Brücke aus Beton. Sie wollte auch nach mehreren Anläufen einfach nicht auf die andere Seite. Also runter vom Pferd und mit Engelsgeduld und mehren Versuchen, Seite an Seite zusammen über dieses Ungetüm aus Beton. Es klappte und ich blieb neben ihr auf dem Boden und wir gingen den Rest des Weges zu Fuß nach Hause. Dort angekommen lernte sie Apache kennen und bis heute teilen sie eine innige Freundschaft miteinander. Apache orientiert sich an Nugget und benutzt sie als seine Augen und Nugget nimmt immer Rücksicht auf den alten Herren, auch wenn es mal wieder etwas länger dauert. 

Die Namenlose Stute bekam als erstes einen Namen!

Als zweites bekam ich als Dank einen Tritt an die Hüfte von ihr. Ich hatte es gewagt mit einem Eimer hinter ihrem Allerwertesten herumzugehen. Dadurch wurde schnell klar, das sie ein Problem im Bereich der Hinterhand hatte. ;)

Ich schaute sie mir die nächsten Tage genau an und stellte außer einem massiven Zeckenbefall auch schlimme Vernarbungen an den Fesseln der Hinterbeine fest. Was darauf schließen ließ, dass sie sie zum decken an den Beinen hinten eingebunden hatten, damit sie nicht ausschlagen konnte. Wie oft das gewesen sein mag, steht in den Sternen, aber dadurch erleidet sie bis heute ein massives Trauma. Selbst das Hufe bearbeiten wird dadurch zu einem Abenteuer. Wir kennen uns jetzt schon so lange und doch konnte ich ihr nur ein Stück-weit ihre gesammelten Ängste abbauen helfen oder zum Teil großenteils abschwächen. Was zu einer recht guten Teamarbeit zwischen ihr und mir geführt hat. Sie ist halt wie sie ist und ich liebe sie gerade deshalb. Es muss nicht immer alles so funktionieren wie man es gerne hätte, manchmal sind es die kleinen Dinge die uns Groß werden lassen und uns als Dankeschön entgegen gebracht werden.